1922 |
Der Verschönerungsverein
feiert 50jähriges Jubiläum.
Der Inflation und Not gehorchend
wird der Jahresbeitrag auf 20 Mark erhöht.
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1923 |
Die Inflation hat
alle Pläne zuschanden gemacht. Betrug das Vermögen des Vereins am 1. Januar 1923 noch 6.641 Mark, so waren es am Ende des Jahres 18 Milliarden Mark. Am 1. Januar 1924 schließlich 0 Mark. |
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1924 |
Das
Leben geht weiter. Der Beitrag wird auf "Friedenssatz" plus einer
mäßigen Erhöhung festgesetzt. |
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1927 |
Franz
Sales Meyer, höchstverdientes Mitglied des Verschönerungsvereins,
verstirbt im Alter von 78 Jahren. |
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1931 |
Der
Tätigkeitsbericht für 1931 beginnt mit einer deutlichen Klage
über den Mangel an Einigkeit im deutschen Vaterland. In Meersburg dagegen
konnten durch gemeinsames Handeln das Wappen am Rathaus durch August Brandes
erneuert, der 101-er Brunnen an der Steig von Bildhauer Josef Ehinger erstellt
und er Untere Waldweg nach Uhldingen zusammen mit Uhldingen markiert werden.
"Planvoll Kleines erschafft gibt ein großes Ganzes", schreibt
Ehinger. |
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1933 |
1933 ist durch die
Machtübernahem Hitlers dann die Einigkeit durch das Ausschalten der
politischen Gegener erzwungen worden. Ehringer zitiert: "Einer der
fundamentalsten Punkte der Regierung des jungen Deutschland lautet: 'Das
Wohl der Gesamtheit steht vor dem Wohl des Einzelnen'. (Oder kurz: Gemeinnutz
steht vor Eigennutz).
Der Verschönerungsverein habe in den 60 Jahren seines Bestehens immer
in diesem Sinne gehandelt und durch sein Wirken der Allgemeinheit gedient,
glaubte Ehringer sich rechtfertigen zu müssen.
Dies gilt auch für den Naturpfad, den Taubstummenlehrer Müller
vom Verschönerungsverein zusammen mit Geologen, Förstern und Domänenrat
angelegt hat. "Meersburger Besucher vergessen auf unseren wohlgepflegten
Wegen ihre Alltagssorgen und freuen sich über Gottes reiche Natur",
schreibt Dir. Ehringer. Der von Müller selbst herausgegebene "Führer
durch den Naturpfad" wird bereits redigiert. |
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1934 |
Der Verschönerungsverein
beteiligt sich an der Bepflanzung des Burgwegs. |
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1936 |
Eine neue, erweiterte Umgebungskarte
wird vom Verkehrsamt herausgegeben.
Auf dem Känzele wird
eine Panoramatafel der Alpen angebracht. Weitere Tafeln für den
Ödenstein und die Friedrichshöhe werden in Auftrag gegeben.
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1945 |
Gemäß
alliertem Kontrollratsbeschluß werden alle Vereine aufgelöst
und müssen neu gegründet werden. |
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1949 |
Der Verschönerungsverein
Meersburg wird neu gegründet. Dir. Ehringer gibt noch einen Rechenschaftsbericht
für die Jahre 1940 bis 1945 und bietet nach über 40 Jahren Vorstandschaft
seinen Rücktritt an. Neue Vorsitzende werden Friedrich Hermann und
Willi Hummel, der letztere als Stellvertreter. Nach der Neugründung
wenden sich Bürgermeister Netscher und Friedrich Hermann in einem
Rundschreiben an die Meersburger mit der Bitte, dem Verein beizutreten
oder zu spenden.
Zu den wichtigsten Vorhaben
gehörten zunächst die Wiederherstellung des Naturpfades, jetzt
beginnend am Himmelbergweg. Zahlreiche frühere Hinweisschilder werden
wieder angebracht, neue angefertigt.
Auch die Daisendorfer werden
eingeladen, Mitglieder zu werden, da Bänke und Hinweistafeln auch
am Gärtles- und Wohrenberg wieder aufgestellt und vom Verschönerungsverein
betreut wurden.
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1952 |
E. Moll wird neuer
1. Vorstand |
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1954 wird Willi Hummel 1. Vorstand
und leitet den Verein fast 30 Jahre lang bis 1983.
Willi Hummel, Sattlermeister
und Tapezierer hat neue Ideen, die er begeistert verwirklicht:
von 1954 bis 1965 werden
Blumenwettbewerbe durchgeführt, die elf Jahre lang großen
Anklang fanden. Die Teilnehmer wurden mit Preisträgerausflügen
belohnt - rund um den See.
von 1945 bis 1973 wurden
12.000 Mark für Ruhebänke ausgegeben, neben den Kosten für
Hinweistaflen, Naturpfadbilder und Panoramakarten, welche die Einnahmen
durch Beiträge und regelmäßige Zuschüsse durch
die Stadt von ca. 1.500 Mark (ein sechstel der Kurtaxe) überstiegen.
Daher rief W. Hummel alle Meersburger auf zu einer Spendenaktion von
Ruhebänken unter dem Motto "Jedem Meersburger sein Ruhebankdenkmal".
Eine Bank kostete 150 Mark und wurde mit einem Namensschildchen versehen,
das leider oft abgerissen wurde, so dass die Spender bald vergessen
waren.
Bei dieser Aktion kamen 5.000 Mark zusammen.
1973 wurde der Mitgliederbeitrag von bisher vier auf acht Mark angehoben.
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In den 60er Jahren geriet der
Gehautobel in große Gefahr, zur Abfallhalde und zum Abwassersammler
der Firma Holzer und des neuen Stadtteils Liechtenwiesen zu werden.
Ein Zeitungsartikel von dem
bekannten Journalisten Meder vom 11.9.1964 machte auf diese alarmierenden
Zustände aufmerksam: "Der Naturschöheit eine Chance, Kampf
der Verwahrlosung im Meersburger Gehautobel". Er macht auf die bedrohte
Idylle aufmerksam und weist auf die bisherigen Vorleistungen des Verschönerungsvereins
hin: "Über Steege und Brücken des Verschönerungsvereins,
auf Pfaden und Wegen entlang des Tobels, erlebt der Heimat- und Naturfreund
hier unmittelbar die Schönheiten der Landschaft und begegnet der
einmaligen Idylle, das eindrucksvolle Erlebnis der Ruhe in sich aufnehmend."
Die Firma Holzer wird schließlich
ihre Abfallhalde oberhalb des Tobels schließen, die Kläranlage
Liechtenwiese wird verbessert und das Staatliche Forstamt führt eine
parkartige Bewirtschaftung ohne Kahlhibe ein. So bleibt - ganz im Sinne
der Gründer des Verschönerungsvereins vor 125 Jahren - durch
zusammenwirken von Staat, Stadt und Bürgern eine wertvolle Erholgungslandschaft
erhalten.
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